Die Ausstellung Easy Go Lucky zeigt neue Fotografien von Egbert Haneke.
Der konzeptuelle Ansatz des Künstlers und seiner Arbeit wird auf den ersten Blick deutlich.
In zwei neuen Arbeitsgruppen werden ähnlich unspektakuläre Situationen wie in der Ausstellung
VIS MOTRIX von 2006 gezeigt, bei der ausschließlich Aussenaufnahmen präsentiert wurden.
Die Aufnahmesituation wurde diesmal in das Studio verlegt um den Arbeitsansatz von vorgefundenen
Situationen auf eine Inszenierung zu verlagern. Hierbei liegt ein Fokus auf dem Versuch innerhalb
einer Aufnahme eine Situation zu erschaffen, bei der die bewusste ästhetische Gestaltung zugunsten
einer selbstverständlichen Ästhetik in den Hintergrund tritt. Dies ist im Sinne Hanekes Idee der
"perfekten Skulpturen", die nur sich selbst repräsentieren und denen eine spezifisch eigene Ästhetik
zufällt.
Gezeigt werden 6 Color und 8 Schwarz-Weiss Abzüge, die jeweils zu einer Gruppe gehören.
Die Farbarbeiten zeigen merkwürdige Aufbauten von Lego-Steinen, deren Anordnungen zunächst nicht
erkennbaren Gesetzen zu folgen scheinen. Die Situationen erinnern an wissenschaftlich nüchterne
Sachfotografien, die ihrer Legenden beraubt sind. Begriffe wie Regel, Rang und Spiel stehen im Raum.
Die quadratischen Schwarz-Weiss Abzüge präsentieren komplexe amorphe Gebilde, deren Herkunft nicht
ersichtlich ist. Die Kombination dieser unterschiedlichen Arbeiten erzeugt eine surreale Atmosphäre
die das Verlangen nach Erklärung unterläuft.
Durch die spezifische Art der fotografischen Aufnahme, der Auswahl und der Re-Kombination der
Bildmotive wirken allgemein bekannte Situationen in ihrer konkreten Transformation verfremdet und
rätselhaft. Wenn Thema der Kunst die Erforschung und Darstellung der Gesellschaft ist, werden die
Bilder als gelebte persönliche und soziale Erfahrung – als conditio humana – lesbar. Fotografie
wäre dann mehr als referenzielles Abbilden der Realität, sondern das Sichtbarmachen eines bereits
in einer analogen Situation Erlebten. Das Verfahren der genauen wertfreien Aufzeichnung von
Wirklichkeit gleicht strukturell der „teilnehmenden Beobachtung“, einer anthropologischen Methode,
Selbstverständliches in Verstandenes zu überführen. In der Anwendung dieser Methode auf die
fotografische Praxis geht es um den Anspruch auf Objektivität in der Darstellung der Welt und
ihrer Verfremdungen. Die Heterogenität der Bildmotivik in ihren Beziehungen zueinander wird auf
diese Weise verständlich.
Hergestellt sind die farbigen Bilder in einem modifizierten Druckverfahren der 1930er-Jahre, Dye Transfer,
bei dem reine Farbstoffe auf einen Baryt-Karton übertragen werden. Die facettenreiche Farbigkeit und
die dreidimensionale Raumwirkung der Dye-Transfer-Drucke vermitteln eine in der Fotografie sonst nicht
gegebene Präsenz. Das Prinzip der fotografischen Abbildung scheint durch die eigentümlich direkte
Präsenz, zugunsten des Bildes gleichsam erodiert; der Blick kann sich ganz auf das Motiv fokussieren.
Bei den Schwarz-Weiss Bildern handelt es sich um klassische Silber-Gelatine Barytabzüge.
Egbert Haneke (*1966 in Essen)
1989 - 1995 Studium Freie Kunst an der HfBK Hamburg bei Sigmar Polke und Stanley Brouwn.